An manchen Tagen trage ich meinen Verstand in einem Einmachglas um den Hals. Da kann er im eigenen Saft schwimmen und die Welt durch einen Film aus Brandspiritus betrachten. Wird es mir zu schwer, trage ich ihn in den Keller. Da steht er dann neben der Himbeermarmelade und den Gewürzgurken. Er gruselt sich ein wenig im Dunklen aber dagegen hilft bekanntlich lautes pfeifen. Schlecht eingekocht, zieht er Luft. Gut präpariert hält er Jahre. Manchmal besuche ich ihn oder dreht das Glas um, bis ihm speiübel wird. Fremde klopfen gern mal ans Glas. Er klopft nie zurück. Früher als er im alten Goldfischglas wohnte, erschreckte er die Besucher und schwamm mit dem Bauch nach oben. Diesen Partywitz brachte er bis zu dem Tag, wo ihn ein Gast in der Toilette das letzte Geleit geben wollte. Wenn er eine Luftveränderung braucht, haucht er die Scheibe an und schreibt mir seine Wünsche ans Glasinnere. Dann trag ich ihn in den Kaufmannsladen, versteck ihn im Regal bei den Partywürstchen. Die sein immer so gut drauf, meint er. Mannschaftsgefühl, wie bei den Soleiern. Verständnis für seine Vorlieben haben, das fällt schwer. Aber lieber verständnislos dafür aber den Verstand los, sag ich und trag ihn brav durchs Viertel.